Im zweiten Studiensemester beginnen die Übungen zur subjektiven Refraktionsbestimmung, bei der die vom Klienten geschilderten Wahrnehmungen entscheidend für das Messergebnis sind. Es werden die sinnvollen Bestandteile eines Anamnesegesprächs erörtert, und dieses trainiert.

Daran schließen sich Übungen zur Bestimmung sphärischer und astigmatischer Fehlsichtigkeiten nach der Kreuzzylindermethode und dem Zylinder-Nebelverfahren an. Dabei steht der Umgang mit Messbrille und Messgläsern im Vordergrund, da es sehr viel Übung erfordert, mit diesem Instrumentarium routiniert zu arbeiten. Aber auch die inzwischen weit verbreiteten Phoropter sind Gegenstand der Trainingseinheiten.

Die Anamnese dient der Ermittlung der aktuellen Sehsituation sowie der visuellen Vorgeschichte des Klienten. Darüber hinaus wird nach Allgemeinerkrankungen gefragt, die Einfluss auf das Sehen und die Augengesundheit nehmen können. Die Studierenden trainieren sowohl ihre Fragetechnik als auch eine sinnvolle Form der Dokumentation.

Den Messungen zur Refraktionsbestimmung geht eine eingehende Betrachtung des Auges an der Spaltlampe voraus. Der Umgang mit der Spaltlampe wird primär in den Lehrveranstaltungen zur Kontaktlinsenanpassung vermittelt, sollte aber Bestandteil einer jeden optometrischen Untersuchung des Auges sein. Die Studierenden finden daher auch im Labor für Optometrie an etlichen Arbeitsplätzen Spaltlampen mit Videoausgabe auf einen Monitor, so dass Auffälligkeiten auch mit den Lehrkräften und Kommillitonen diskutiert werden können.

Für die Bestimmung des sphärischen Anteils der Fehlsichtigkeit gibt es verschiedene Methoden. Es werden die diesen Methoden zugrundeliegenden Überlegungen und die Stärken und Schwächen der verschiedenen Vorgehensweisen diskutiert und daraus eine sinnvolle Methodik für die Praxis abgeleitet. Die praktische Umsetzung wird in den Übungen verfestigt.

Das Zylinder-Nebelverfahren ist ein subjektives Verfahren zur Refraktionsbestimmung astigmatisch fehlsichtiger Augen - also zur Bestimmung der erforderlichen Korrektionswerte für Augen mit 'Hornhautverkrümmung' mittels Befragen des Untersuchten. Das Verfahren ist relativ anspruchsvoll bezüglich der Kommunikation mit dem Untersuchten.

Es ist ein Verfahren, das ein Verständnis der jeweiligen Abbildungssituation im Auge erfordert und somit einen besonderen didaktischen Wert hat. Ziel der Übungen ist die routinierte Anwendung des Vefahrens, speziell bei Augen mit stärker ausgeprägtem Astigmatismus.

Das Kreuzzylinder-Verfahren ist das am weitesten verbreitete Verfahren zur subjektiven Refraktionsbestimmung bei astigmatisch fehlsichtigen Augen.

Die Arbeitsmethodik wurde in den Jahren 1939 bis 1941 auf der Basis des bereits bestehenden „JACKSON-Zylinders“ von Dozenten der „Deutschen Schule für Optik und Fototechnik zu Berlin“ entwickelt, einer Vorgängereinrichtung des heutigen Studiengangs Augenoptik/Optometrie der BHT.

Es ist relativ einfach in der Anwendung, was seine Verbreitung sicher stark beförderte. In den Übungen wird seine Anwendung sowohl mit Messbrille und Messgläsern als auch mit Phoropter trainiert.