Unsere Akzidenz-Grotesk ist ein Hausschnitt der Berthold AG und vermutlich circa 1950 eingekauft, vgl. auch Original des Angebots von 1949 im Labor wenn man reinkommt links.
In einem Interviewin der nur ihm gewidmeten Ausgabe 2/2003 der „Typografische Monatszeitschrift“ äußerst sich der künstlerische Leiter der Berthold AG (1960ff), Günter Gerhard Lange, zur Bedeutung der Schrift:
"Interviewerin (YSS): Kommen wir zur Akzidenz-Grotesk. Berthold als Aktiengesellschaft hat ja das Kürzel der Akzidenz-Grotesk - AG - im Namen. Kein Wunder, dass sie zur identitätsstiftenden Schrift für Berthold wurde! Das rote quadratische Berthold-Logo zeigt die AG halbfett. Die AG stammt etwa aus dem Jahre 1898. Doch basiert die AG-Serie auf vielen unterschiedlichen Schriften und Schnitten: die Royal-Grotesk, die Bücher-Grotesk, Steinschrifi, Grotesk G, sogar eine Liliput-Grotesk. In den USA hieß die AG Standard, das ließ sich leichter aussprechen. Dann gab es noch die Berthold-Grotesk. Können wir die Begriffe klären?
GGL: Das wäre eine Doktorarbeit! Die Royal Grotesk war von Anfang an meine Lieblingsschrift. Meine ersten Berthold-Visitenkarten, mein Briefbogen waren aus der Royal-Grotesk. Ein zarter, magerer Schnitt, der vom „königlichen Schriftschneider" Ferdinand Theinhardt stammte. Seine Gießerei kam 1908 zu Berthold. Es wird immer von der Anonymität dieser Groteskschrift gesprochen. Aber es ist jetzt klar, dass es die Theinhardt-Schrift ist. Die Royal-Grotesk wurde für königliche, wissenschaftliche Drucksachen verwendet. Dazu gab es von Theinhardt noch die Schnitte normal, halbfett und fett. Diese vier Schnitte sind für mich die besten Schnitte der AG. Theinhardt stand auch im Dienste von Orientalisten und hat u. a. Hieroglyphen geschnitten, die er sogar auf eigene Kosten weiterführte - ein Idealist. (…). Die Berthold-Grotesk, ein Hausschnitt und nicht zu verwechseln mit der AG, entstand 1928 bis 1930, um der Futura Parolie zu bieten. (…) Die größten Aufträge für die Berthold-Handsatz Akzidenz-Grotesk kamen aus der Schweiz."