Bei der Grabung am Oymaağaç Höyük/Nerik wurden von 2017-2019 in einer unterirdischen Quellkammer zahlreiche Nasshölzer unterschiedlicher Größe sukzessive geborgen. Für die photogrammetrische 3D-Dokumentation stellen diese speziellen Funde in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung dar.

Die Oberfläche der Hölzer ist aufgrund der Durchfeuchtung sehr dunkel und muss auch während der Aufnahme ständig feucht gehalten werden. Reflektierende Oberflächen sind fotografisch nicht einfach zu erfassen. Im dreidimensionalen Ergebnis soll die Oberfläche jedoch sehr detailliert wiedergegeben werden, um die Textur der Holzoberfläche sowie Bearbeitungs- und Brandspuren analysieren zu können. Zudem sind die Nasshölzer sehr weich, müssen sorgfältig auf einer Plattform gelagert und dürfen möglichst wenig bewegt werden. Je nach Größe und Ausformung des Fundstückes mussten die Lagerung auf der Plattform und die Aufnahmekonfiguration individuell angepasst werden. Schließlich stand in jedem Jahr für die Aufnahme der Fundstücke lediglich ein Zeitfenster von 10 Tagen zur Verfügung. Aus diesem Grund war eine weitgehende Vereinheitlichung und Optimierung bei der Durchführung der Aufnahme wichtig.

Für die 3D-Dokumentation der Nasshölzer wurde das Verfahren der Automatischen Mehrbildphotogrammetrie (Structure from Motion) angewendet. Hierbei wird das Objekt mit Digitalkameras mit hochauflösendem Sensor in geeigneter Aufnahmekonfiguration erfasst. Anschließend wird mit der Software Metashape Professional der Firma Agisoft LCC das dreidimensionale Modell berechnet. Über am Objekt liegende Passpunkte mit bekannten Koordinaten oder Strecken wird der Maßstab des 3D-Modells festgelegt. Die 3D-Modelle der Oberseite und der Unterseite eines jeden Fundstückes werden über identische Punkte zu einem Gesamtmodell verknüpft. Für das Gesamtmodell wird eine dichte Punktwolke, ein Oberflächenmodell und schließlich ein texturiertes 3D-Modell berechnet.

Aufgrund der Verschiedenartigkeit und Größe der Nassholzfunde wurden unterschiedliche Auflageplattformen verwendet. Für kleinteilige Funde wie z. B. Webschwerter, Werkzeuge oder Bruchstücke kam ein Drehteller zum Einsatz. Alle größeren Holzfunde wurden auf eine schlittenartige, bewegliche Plattform gelegt, z. B. Einzelstücke einer in mehrere Teile zerbrochenen Leiter, bearbeitete Balken mit Zapflöchern sowie ein abgerundetes Bauteil.