Projekt 1
Dialog mit dem Ensemble Märkisches Museum
Das 1899 von Ludwig Hoffman entworfene Museum — als Referenz für das neue Ensemble — besteht aus einem „Mix“ verschiedener Baukörper, Dachformen und Stile. Trotzdem wirkt es in sich ruhig und abwechslungsreich. — Ein bestehender Bärenzwinger im Park, mit zwei angebunden Auslaufflächen, umschließen einen Sicherheitsgraben. Im westlichen Baufeld befindet sich noch der Seitenrisalit des Gebäudes des ehemaligen Köllnischen Gymnasiums, dass 1865 nach Plänen von Adolf Gerstenberg erbaut wurde und nun einen Teil der Musikschule Fanny Hensel bildet.
Als Entwurfsidee wurde ein mit dem Gebäude der Fanny Hensel Musikschule verbundenes Ensemble entwickelt, das sich an das Ensemble Märkische Museum anpasst. Es bildet das andere Ende des Köllnischen Parks und umschließt somit den Park und bildet einen eigenen Raum aus. Durch die Bebauung der Straßenkanten und die Anlage eines Innenhofes, der sich zur Parkseite öffnet, soll eine Zusammengehörigkeit des Ensembles mit dem vorhandenen Park und dem vorhandenen Museum erzeugt werden. Die Zusammenbindung verschiedener Baukörper im Entwurf von Ludwig Hoffmann wird im neu entworfenen Ensemble übernommen; um den einzelnen Gebäudekörpern Raum und Wirkung zu geben, wurden kleine Durchgänge zwischen den Gebäudekörpern geschaffen. Diese dienen als Zugang zur Mitte des Ensembles, den Platz der Begegnung und Künste.
Das Spiel der Dachformen und die Ausrichtungen der Firstkanten wurden in ruhigerer Form ebenso übernommen. Zur Wallstraße erhält das neue Verwaltungs- und Bürogebäude ein Walmdach, um zusammen mit den bestehenden Gebäuden der Musikschule, welches ebenfalls mit einem flachen Walmdach errichtet wurde, ein gleichmäßiges Straßenbild zu erzeugen. — Die südlichen Gebäude des Ensembles sind mit Satteldächern versehen. Der im südlichen Eck aufsteigende Turm, der eine Bibliothek mit Arbeitsräumen in den oberen Geschossen erhält, erhält analog zum Märkischen Museum ein steiles Walmdach.
Vom Innenhof des Platzes der Begegnung und Künste, öffnet sich das Ensemble Richtung Park und ermöglicht den Blick in Richtung Museum und zur Museumserweiterung. Zusätzlich wird als Umfassung des Parks an den Außenkanten eine lineare breite Wegführung angelegt und ergänzend mit Baumreihen abgeschlossen. Im Parkzentrum wird lediglich mit „geschwungenen“ schmalen Wegen gearbeitet um eine „Natürlichkeit“ des Parks zu imaginieren.
Die Traufhöhen der neuen Gebäude liegen unterhalb der Nachbarbebauung und sind bei jedem Gebäudeteil verschieden. Mit ihren aus dem Ensemble ragenden Türmen markieren sie eine Art Neues Zentrum von Berlin Mitte. — Als Idee für die Materialität des neuen Ensembles wird das bei Hoffmann und beim Gebäude der Fanny Hensel Musikschule verwendete Klinkermauerwerk aufgenommen — es soll die Fassaden des neuen Ensembles prägen. Um den einzelnen Elementen mehr Ausdruck zu verleihen, werden alle Bau–Körper auf Sichtbetonsockel gestellt; dadurch soll der Eindruck evoziert werden, dass die einzelnen Gebäude wie von einer Hand gehalten werden. Dieser Effekt wird im Innenhof verstärkt, in dem dieser um etwa achtzig Zentimeter abgesenkt werden soll.
Als wichtiger Punkt für die Gestaltung des Parks wurde der bestehende Bärenzwinger in den Entwurf integriert und neu interpretiert. Er soll als Erweiterung des Märkischen Museums, mit großzügigen Ausstellungsräumen in den zwei Obergeschossen, dienen. — Die Außenflächen des Geheges werden übernommen. Der westliche Bereich dient als Zugang in das Museum. Das Gehege wird gen Osten zu einem Café umgebaut, mit Blick auf das Märkische Museum und auf den danebenliegenden Park.
Der auf das Gebäude des Bärenkäfigs gesetzte Baukörper ist dreiseitig komplett geschlossen und erinnert stark an die geschlossene Fassade des Bärenkäfigs. Dieser besitzt lediglich zu den zwei Außengehegen jeweils einen großen Torbogen. Diese Bögen werden beibehalten und dienen als Thekenbereich des Cafés und als neuer Zugang zum Museum. — Die Fassade Richtung Märkisches Museum wird mit schmalen, hohen Fensterschlitzen versehen. Die Besucher des neuen Museumstraktes erhalten derart einen gefilterten Blick auf das Märkische Museum.
Michael Bader