In Räumen begrenzter Staatlichkeit werden die hoheitlichen Aufgaben eines Staates nicht erfüllt, in diesen Macht-Vakanzen bilden sich Gruppen unterschiedlicher Akteure, die mit oft gewaltsamen Mitteln ihre eigenen Interessen und Ziele verfolgen. Ein Beispiel dafür ist der Süd-Sudan, der 2011 unabhängig wurde und seitdem von Krisen zerrissen wird.

Im Rahmen der Masterarbeit werden die Ursachen und Folgen der Konflikte im Süd-Sudan untersucht, statistisch aufbereitet und mit Raumbezug visualisiert. Der Fokus liegt dabei auf der zeitlichen und räumlichen Entflechtung eines schier unübersichtlichen Komplexes von Kampfhandlungen unterschiedlicher Art mit vielen verschiedenen Beteiligten.

Für die Untersuchungen werden Daten aus zwei weltweit agierenden Non-Profit-Projekten benutzt, die jeweils verschiedene Quellen zu Akteuren, Konfliktarten, -orten und Todesopfern erfassen und auswerten und die Ergebnisse für die interessierte Öffentlichkeit bereitstellen:

ACLED (Armed Conflict Location and Event Data - acleddata.com);

UCDP (Uppsala Conflict Data Program,  Projekt der Universität Uppsala – ucdp.uu.se). Die Daten zu Flüchtenden und Binnenvertriebenen stammen vom UNHCR (United Nations High Commissioner for Refugees).

Innerhalb der hier vorgestellten Arbeit werden die Macht- und Einflussgebiete und die Kampfhandlungen folgender Akteure (ACLED) betrachtet:

1. Government or mutinous force;

2. Rebel force;

3. Political militia;

4. Ethnic militia;

5. Rioters und 6. Protesters; 7. Civilians (werden hier nicht betrachtet, da sie als Reakteure und nicht als Akteure gelten);

8. Outsiders / external forces.

Die Arten der Kampfhandlungen werden mit den neun Event-Types von ACLED beschrieben.

Neben den statistischen Untersuchungen zur Anzahl der Kampfhandlungen pro Jahr (2011 bis 2018) in den Bundesstaaten des Süd-Sudan und zu Häufigkeit und Art der Auseinandersetzungen in einem Zeitstrahl werden auch die Flüchtlingszahlen dazu in Korrelation gebracht.

Die räumliche Visualisierung der Ergebnisse erfolgt mit einer interaktiven Karte auf der Plattform ArcMap-Online (siehe Link). Dabei kann man verschiedene Layer zu den Einflussgebieten der Akteure (30km-Buffer um die erfassten Orte von an Kampfhandlungen Beteiligten, siehe Abb. 1) und zu den Event-Types (30km-Fishnet, siehe Abb. 2) einblenden und überlagern (Abb. 3).

Die wichtigsten Ergebnisse:

Nach dem Sezessionskrieg formten sich neben der Regierungseinheit und einigen regierungsnahen Milizen, ca. 190 weitere Akteure, welche teilweise mit Waffengewalt ihren Machts- und Gebietsanspruch geltend machten. Leidtragende ist oft die lokale Bevölkerung, was an der hohen Zahl von Gewaltakten gegen Zivilisten deutlich wird (orange in Abb. 2 und 4). Die vorherrschenden Kampfhandlungen glichen in ihrer Verteilung in den Anfangsjahren der Staatsgründung einem regionalen Blockgefüge (Abb. 2, 2011), während in späteren Jahren eine zunehmende Dezentralisierung und Zergliederung der Event-Types zu verzeichnen ist (Abb. 4, 2016).

Link zur Online-Karte