Die kartographische Reproduktion in Berlin kann auf eine sehr lange Geschichte zurückblicken. 1936-1944, zu Zeiten der Höheren Graphischen Fachschule (siehe Pre-TFH), beschäftigte man sich mit Galvanoplastik, Kupferstich, Lithographie, Photographie und Flachdruck. Unterrichtet wurden die Studenten von den jeweiligen Abteilungsleitern des Reichsamtes für Landesaufnahme.
Es wurden Kartenausschnitte in Kupferstich (mit vielen Korrekturen) und auf kleinen Lithographiesteinen bearbeitet (einschließlich Andruck), Photoplatten "begossen" und vieles mehr. Im letzten Semester übernahm A. Peterle eine Zusammenschau an Hand von Beispielen für Herstellungsabläufe (siehe Foto).

In dem nach Kriegsende bezogenen Gebäude der Vereinigten Bauschulen in der Leinestraße in Neukölln, begann 1963 der Neu-Aufbau einer kartographischen Repro-Einrichtung, zunächst mit einer Horizontalschleuder, um die weiteren Anschaffungen für eine Folienkopie in den Folgejahren - etwa 10-15 000 DM pro Jahr waren verfügbar - begründen zu können. Nach der arbeitsfähigen Kopie folgten nach und nach ein Kontaktkopiergerät mit Rastersätzen und Zubehör sowie eine A4-Offsetmaschine von Rotaprint (später eine A3-Rotaprint) und dank einer Bundeshilfe für Berlin ein Diatype-Lichtsetzgerät. Wegen der räumlichen Enge war ein Ersatz für die 30 x 30 cm-Reprokamera zunächst nicht möglich. Spezielle Reproarbeiten übernahm kostengünstig die Außenstelle Berlin des Instituts für Angewandte Geodäsie. Schließlich war es möglich, dass jeder Student im Laufe seines Studienganges eine mehrfarbige Karte bis zum Andruck bearbeiten konnte.

Analoge Reproduktion an der TFH Berlin

Die Reproeinrichtung wurde ab 1963 von Eberhard Kühn geleitet. Ihm zur seite standen der Photograph Udo Gadewaltz (1965-1972) und der Offsetdrucker Harald Eder (ab 1968).

Das "Labor für Karten- und Reproduktionstechnik" wurde ab 1978 von Prof. H. Ferschke geleitet, ab 1983 von Prof. Dr. S. Schulz und schließlich seit 1997 von Prof. Dr. Ursula Ripke. Als der Offsetdrucker Harald Eder zur Zentraldruckerei der TFH versetzt wurde, folgte ihm 1972 Christian Brachlow, die Photographie wurde von Klaus Kieckhöfer (+1980) und Peter Haase (1981-2001) betreut.

Die analoge Reproduktion setzte sich aus zahlreichen Techniken zusammen, die den Studierenden in Laborübungen nicht nur beibrachte wie eine Karte von der ersten Zeichnung zum Druck gebracht wurde. Sie wurden auch befähigt, Karten in der beruflichen Praxis aus reprotechnischer Perspektive beurteilen zu können.

1985 waren für alle Studierenden der Studienrichtung Kartographie folgende Übungen obligatorisch:

  • Kopie einer Strichzeichnung auf Astralon
  • Raster- und Stripkopie auf Astralon
  • Mehrfarbenkopie
  • Verkleinerung einer Strichzeichnung mit der Reproduktionskamera
  • Rasterung im Negativ-Verfahren
  • Halbtonaufnahme und Aufrasterung
  • Schriftfreistellung mit Überbelichtungsdeckern
  • Cromalinkopie
  • Montage der Druckvorlagen
  • Druckplattenkopie und Drucküberwachung

Außer der Kopie auf Folie im Positiv-Verfahren (ein- und mehrfarbig auf Astralon bzw. Astralit) wurden Stripkopien auf Astralon sowie auf vorbeschichteten Polyesterfolien hergestellt (siehe Foto).

Die fotomechanische Herstellung von Kartenschriften erfolgte an einem Diatype-Gerät der Firma Berthold. Dieses in der Kartographie weit verbreitete und bewährte Gerät hatte für die Ausbildung u.a. den großen Vorteil, dass der Schriftsatz nach nur kurzer Einweisung von den Studenten selbst hergestellt werden konnte. Zur Auswahl standen über 40 verschiedene Schriften, die zwischen 4 und 36 Punkt stufenlos in ihrer Größe verändert werden konnten.

In der Reproduktionsfotographie stand eine Zweiraumkamera in Schwingstativbauweise (Länge 4,20 m) zur Verfügung (siehe Foto), mit der Möglichkeit Größenänderungen zwischen 20% und 400% vorzunehmen. Die Kamera war für Entzerrungen geeignet; jedoch erforderte dieses spezielle Arbeitsgebiet einen hohen zeitlichen Aufwand und wurde nur relativ selten angewandt. Studentische Übungen wurden daher an einer kleineren Kompaktkamera ausgeführt.

Der überwiegende Teil fotografischer Arbeiten ohne Maßstabsänderung wurde in der Filmkopie am Kontaktgerät ausgeführt. Die Zusammenkopie mit gleichzeitiger Rasterung von Flächen zu druckfertigen Film-Positiven stellte hierbei den wichtigsten Einsatz dar. Außerdem wurde dieses Gerät für Aufrasterungen von Halbtonnegativen (Schummerungen, Luft- und Satellitenbilder) sowie für andere Spezialarbeiten (z.B. Freistellungsmasken, Vignettierungen) genutzt.

Die Entwicklung der in Kamera, Kontaktgerät und Diatype belichteten Filmmaterialien erfolgte im Regelfall in einer Lith-Entwicklungsmaschine. Raster- und Stricharbeiten mit über 60 cm Breite sowie Halbtonfilme mussten hingegen konventionell in der Schale verarbeitet werden. Die automatische Entwicklung stellte einen wichtigen Schritt zur standardisierten Verarbeitung dar, die insbesondere bei Rasterarbeiten von großer Bedeutung war. Die hohe Qualität und Konstanz der Ergebnisse ermöglichte in Verbindung mit densitometrischen Messungen die Herstellung von Einzelblättern einer Kartenserie auch über einen längeren Bearbeitungszeitraum.

Für Farb-Prüfkopien wurde an der TFH hauptsächlich das Cromalin-Verfahren eingesetzt (siehe Foto), seltener dagegen die Mehrfarbenkopie auf PVC-Folie oder das Saphir-SC-Verfahren auf Polyesterfolie. Die Herstellung der Cromalinkopien erfolgte in einem separaten Raum, in dem sich der Laminator, ein UV-Belichtungsgerät sowie eine Tonerkonsole befanden. Formate mit Seitenlängen über 50 cm bzw. 64 cm wurden im Kopierrahmen in der Folienkopie belichtet. Aufgrund des dort eingebauten Schwarzfilters war dieser Brenner auch zur Belichtung von Cromalinkopien geeignet.

Für den Kartendruck standen zwei Einfarben-Offsetmaschinen in den Formaten 32 x 46 cm und 52 x 72 cm zur Verfügung (siehe Foto). Die im selben Laborbereich installierten Geräte, die vor und nach dem Druck benötigt wurden, wie z.B. Entwicklungsküvette und Papierschneidemaschine, waren auf das Format der größeren Maschine abgestimmt.

>> weiterlesen: Labor für Geomedien

Auszugsweise zitiert aus und in Anlehnung an Hans Ferschke,
"50 Jahre kartographische Ausbildung in Berlin"
und Siegmund Schulz, "Das Labor für Reproduktionstechnik",
in "50 Jahre kartographische Ingenieur-Ausbildung in Berlin", TFH Berlin, 1985;
Bearbeitung: Martin Vigerske, Ursula Ripke