Im Nationalpark Eifel gab es in der Nähe zur NS-Ordensburg Vogelsang ein Dorf mit dem Namen Wollseifen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zerstörten die britischen Streitkräfte fast das gesamte Dorf und legten einen Truppenübungsplatz an. Heute sind dort neben den wenigen erhaltenen Gebäude(teile)n nur noch Häuserkampf-Mauern zu sehen.

2009 modellierte der Beuth-Student Matthias Ludwig in Zusammenarbeit mit Prof. Michael Breuer, dem Leiter des Labor für Photogrammetrie, ein 3D-Modell des Dorfes. Dabei halfen ihm historische Fotos, Interviews mit den verbleibenden ehemaligen Bewohnern sowie ein Luftbild aus der Zeit. Das so entstandene 3D-Modell wurde von einem lokalen Künstler genutzt, um ein plastisches Modell zu erstellen, welches vor Ort betrachtet werden kann.

Unser Labor stieß im gleichen Jahr dazu und kümmerte sich in Zusammenarbeit mit dem Nationalparkforstamt Eifel des Landesbetrieb Wald und Holz NRW um eine 3D-Visualisierung des gesamten Nationalparks inkl. Vogelsang.

Im Sommersemester 2009 und im Sommersemester 2010 belegten mehrere Studierende das Wahlpflichtmodul Digitale Landschaftsmodelle, geleitet von unserem Kollegen Martin Vigerske.

Die Gruppen modellierten den Landschaftspark in 3D aus. Dabei kam es auf Details wie die unterschiedlichen Baumarten an, das weitreichende Wegenetz, die korrekte Darstellung der Gewässer und die diversen Gebäude: der Ort Wollseifen (heutiger Stand sowie historisch), die Burg Vogelsang, die 2009 fertig gestellte Victor-Neels-Brücke und die Urfttalsperre.

Neben Fotos von zwei Exkursionen, die vor allem dabei halfen, den aktuellen Stand zu modellieren, standen uns, u.a. vom Nationalparkforstamt, zahlreiche Daten zur Verfügung:

  • ATKIS (Amtliches Topographisch-Kartographisches Informationssystem) für die Topographie
  • Flächen der Biotypen
  • Gelände- und Oberflächenmodelle aus Laserdaten, 1m Auflösung
  • aktuelles Luftbild in 31cm Auflösung
  • historisches s/w-Luftbild aus dem Zweiten Weltkrieg
  • historische Fotos von Wollseifen
  • 3D-Baummodelle von XFrog

2009 und 2010 arbeiteten die Studierenden mit der Software Visual Nature Studio (früher World Construction Set), die inzwischen nicht mehr weiterentwickelt wird. Vor allem bot die Software den Vorteil, mit vielen aus der Geoinformation bekannten Datenformaten umgehen zu können. Das 3D-System verfügte über Welt-Koordinatensysteme. Luftbilder und Geländemodelle konnten somit direkt eingeladen werden. Außerdem gehörte VNS damals zu den wenigen Programmen, die Esri-Shapefiles lesen konnten.

Doch die Bildqualität der Mitbewerber nahm sichtbar zu, während VNS mehr und mehr stehen blieb. Das Programm war in einer Nische gefangen und so gingen wir weiter. Terragen - damals in erster Linie Freeware - gehört inzwischen zu den Großen, wenn es um realistische Landschaftsdarstellung geht. Der Software-Umzug lohnte sich definitiv in Punkto Grafikqualität, ging jedoch mit dem Verzicht auf simple Handhabung einher. Vektor-Daten gibt es nicht mehr, stattdessen werden beispielsweise Vegetationsflächen über Bildmasken definiert, die aber immerhin noch über ein (simples) Koordinatensystem positioniert werden können. Terragen soll uns nach dem Eifel Nationalpark noch einige Jahre beschäftigen (siehe Wiesenburg) bis wir uns auch davon verabschieden.